Up-grade zur Dozentin 2.0

01. März 2021

Ich gehe nunmehr in mein 15. Jahr als nebenamtliche Dozentin an der Hochschule Meißen (FH). Tafel, Kreide und Polylux waren stets meine treuen Begleiter.

Größere Veränderungen waren da nur bei den Frisur- und Modetrends der Studierenden zu erkennen. Als ich dann letztes Jahr das elektronische Whiteboard, das an ein  riesiges Tablet erinnert, mit den unzähligen Möglichkeiten präsentiert bekommen habe, fühlte sich dies wie ein Quantensprung an. Ich war ganz fasziniert von den technischen Spielereinen, die man damit anstellen konnte. Machte es doch das Dozieren bunter und abwechslungsreicher und damit interessanter für die Studierenden und mich selbst. Ich war der Annahme, dass dies der größte Schritt Richtung Digitalisierung des Unterrichts  für die nächste Zeit sein würde, da man den Lehrinhalt von der Tafel in eine PDF-Datei umwandeln und online zur Verfügung stellen kann. Doch schnell wurde klar: da hatte ich mich wohl geirrt!

Corona hat nicht nur die Schulen hart getroffen sondern auch das Hochschulleben völlig auf den Kopf gestellt. Man hat zwar versucht, den Präsenzunterricht so weit es irgendwie ging aufrecht zu erhalten, hat die Klassen verkleinert und räumliche Ausweichmöglichkeiten geschaffen, aber mit den steigenden Zahlen konnte auch hieran nicht festgehalten werden. Das angeleitete Selbststudium ersetzt keinen Dozierenden, das war allen klar. Wir Nebenamtler erhielten daher kurzerhand eine online Schulung durch eine Kollegin von der LIT (an dieser Stelle nochmals vielen Dank!), die uns die Funktionsweisen des digitalen Schulungsraumes leicht verständlich vorgestellt hatte. 

Am 1. März 2021 begann für mich die neue Ära der digitalen Vorlesung. Meine größte Sorge, dass die Technik versagt, hat sich glücklicherweise als unnötig herausgestellt. Es brauchte einige Zeit, bis ich mich darauf einstellen konnte, dass ich den Studierenden nicht persönlich gegenüber sitze. Man kann nicht in die Gesichter schauen, an denen man häufig ablesen konnte, dass bestimmte Inhalte nicht deutlich geworden sind. Es bedarf eines erhöhten Kommunikationsaufwands, um alle bei den Themen abzuholen und die Fragen restlos zu klären. Durch die Kommentarfunktion ist jedoch schnell ein reger Austausch herzustellen. Unterlagen verschiedenster Formate können den Studierenden zur Verfügung gestellt  und nachträglich bearbeitet werden. 

Mein erstes Fazit: Für mich persönlich ist ein Studium mehr als nur das Vermitteln von Wissen. Die gemeinsame Zeit mit den Kommilitonen kann durch nichts ersetzt werden. Trotzdem sollte man diese, zugegeben aufgezwungene, Situation nicht nur als Belastung sondern vielmehr auch als Chance sehen. Die nachfolgenden Generationen sind viel enger mit den digitalen Medien verbunden. Es ist schwer zu sagen, welche Auswirkungen diese neue Form des Lehrens auf die Zukunft haben wird. Was man beibehält und was nicht. Fakt ist, wir haben die Situation angenommen und versuchen das Beste daraus zu machen. Mein Respekt geht an die Verantwortlichen, die diese Form des Unterrichts möglich gemacht haben, aber noch viel mehr an die aktuellen Jahrgänge, die diese Herausforderung, zusätzlich zu dem ohnehin anspruchsvollen Studiengang, angenommen haben und diese nach meinen derzeitigen Erfahrungen sehr gut meistern. Ich drücke euch die Daumen!

 

Tanja Grundmann