Bericht zum Rechtspflegertag am 18.10.2017 in Leipzig
Unter dem Motto "E-Akte - Ängste, Erwartungen, Hoffnungen" stand der diesjährige Rechtspflegertag am 18.10., diesmal ausgerichtet im Amtsgericht in Leipzig.
Angst macht einem gestandenen Rechtspfleger ja eigentlich nichts mehr, Erwartungen hat man sich (des Öfteren) abgewöhnt zu haben... aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
In seinem Grußwort stellte der Präsident des Amtsgerichts Leipzig Michael Wolting klar, dass trotz seiner kritischen Ausführungen, seinerseits keinerlei Angst (höchstens Zweifel) in Bezug auf die unweigerlich kommende E-Akte bestünde. Schwierigkeiten seien zwar zu erwarten, gleichsam aber auch voller Einsatz, Unterstützung und entsprechende Motivation der Mitarbeiter,um die Einführung der E-Akte zu einem Erfolg werden zu lassen. Abschließend verlieh Herr Wolting der Hoffnung Ausdruck, dass alle gemeinsam die Sache "durchstehen" und die "Schlange E-Akte" zwar nicht begeistert streicheln, aber beherzt anfassen...
Im Anschluss brachte Walter Szökys vom österreichischen Rechtspflegerverband den Zuhörern die österreichische „Justiz 3.0“ näher. Festzustellen war dabei, dass Österreich und sein „elektronischer Akt“ dem hiesigen Standard um Längen voraus sind, sowohl beim Entwicklungsstand der Software als auch bei der Ausstattung der Arbeitsplätze mit dem passenden Equipment. So soll bereits im Jahr 2020 das Projekt „E-Akte“ voraussichtlich abgeschlossen sein
Das Sachsen nicht vollständig von der Entwicklung abgeschnitten ist, ließ sich sodann aus den Darstellungen der Kollegen der LIT entnehmen. So soll in Zusammenarbeit mit Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Thüringen bereits zum 31.12.2021 auch hierzulande flächendeckend mit der E-Akte gearbeitet werden.
Darüber hinaus wurden die Projektstruktur anhand der Arbeitsgruppen und Aufgabenverteilung vorgestellt, durch welche die bestmögliche Beteiligung aller „Betroffenen“ und die Berücksichtigung sämtlicher Interessen (soweit möglich) sichergestellt werden soll.
Abschließend konnten die Anwesenden einen ersten Blick auf die Testumgebung werfen und sich ein Bild verschaffen, wie ihr Arbeitsplatz künftig aussehen wird.
Die vielleicht wichtigste Botschaft der LIT lautet: nehmen Sie Kontakt auf! Laden Sie die Kollegen der Arbeitsgruppe E-Akte auch in Ihre Behörde ein und stellen Sie Fragen, äußern Sie Vorschläge und Bedenken. Auf Input und Fragen „von der Basis“ wird Wert gelegt!
Hauptthemen der Mitgliederversammlung am Nachmittag waren zum einen der Tätigkeitsbericht des Vorstandes, bei welchem vor allem die Steigerung des Ansehens des Rechtspflegerberufes und die Mitgliederwerbung im Fokus standen.
Ferner wurde das Projekt „Robe“, welches derzeit durch die Rechtspfleger der Zwangsversteigerungsabteilung des Amtsgerichts Leipzig erfolgreich getestet wird, vom Mitinitiator das Projektes Thomas Schneider und durch die pilotierende Kollegin Anja Stranz anhand von durchweg positiven Erfahrungen näher beleuchtet.
Außerdem berichtete Katrin Sontag, die als eine der beiden ersten Kollegen in Sachsen demnächst den Titel „Amtsanwältin“ tragen wird, von der Ausbildung und den ersten Praxiserfahrungen und stellte den nun auch in Sachsen möglichen weiteren Berufsweg für den Rechtspfleger als (nicht nur finanziell) lohnende Alternative zum „klassischen“ Rechtspflegerberuf vor.
Im Anschluss gab Frau Sontag aufgrund der neuen Aufgaben ihr Ausscheiden aus dem Vorstand bekannt. Frau Katharina Kreß konnte als neues Vorstandsmitglied gewonnen werden.
Mit Abschluss der Mitgliederversammlung endete ein interessanter und informativer Rechtspflegertag, die Wiederauflage wird nächstes Jahr – hoffentlich mit ähnlich hoher Beteiligung und wieder ein paar Mitgliedern mehr - in Meißen stattfinden. Seitens des Vorstandes ein herzliches Dankeschön an die helfenden Mitglieder. Nur mit dieser Unterstützung ist solch eine Veranstaltung zu meistern.
Katja Junker